Sonntag, 17. November 2013

Gen Westen. Von der Seidenstraße und Chinesen, die auch in Frankfurt leben könnten.



Liebe Freunde der trauten Heimat fernab von daheim,

Hinter uns lagen zwei Wochen in Sichuan und Südgansu, hinter mir sogar schon 6 Wochen auf Abentuerreise.
Unsere Reise sollte jedoch noch lange nicht zuende sein.

Deshalb ging es weiter gen Westen.

Gen Westen zu den Muslimen Chinesen, die man dort auch Uyghuren nennt, hinein in ein Stück Wüstland, keine Sandwüste, nur trockenes Geröll.
Wir reisten nach Turpan, an den heißesten Punkt Chinas, über 150m unter NN, und das kurz, bevor es ganz hoch hinaus gehen sollte für mich. Aber dazu später.

Heiß.
Heißer.
Turpan.

Als ich klein war, hatte ich ein Buch in dem der Protagonist durch die Wüste wanderte und verzweifelt nach einer Oase strebte, die sich, immer wenn er ankam, jedoch als Fatamorgana erwies.
Unsere Oase entpuppte sich jedoch als waschechter Ort der Entspannung, und willkommene Abwechslung mit Millionen von Weinreben.

                                          






Die wahre Erfrischung waren jedoch die Chinesen vor Ort, denn so sehr ich die Han Chinesen (Mehrheit und die "typischen" Chinesen) lieben gelernt hatte, ich war sehr dankbar nach knapp einem Jahr Chinesen zu treffen, die meine Stereotypen auf den Kopf stellten.

In Jiayuguan, dort, wo die große Mauer im Westen ihren Ursprung hat, trafen wir auf muslimische Chinesen, die gemeinsam Wassermelone aßen, Tee tranken und lauthals Karten spielten.
Wir waren mal wieder angekommen: In einem der Teile Chinas, in dem die Menschen noch nie einen Europäer gesehen hatten, die erstaunt über unsere Geschichten und darüber, dass ich Chinesisch verstand und sprach, ihre Familienmitglieder anriefen, uns einluden und tausend Fragen stellten.
Innerhalb von 30 Minuten waren wir umringt, vielleicht 50 Uyghuren drängten sich um uns, jeder mit seiner ganz anderen Frage, mal mehr, mal weniger verständlich.

Ein ungewöhnliches Bild, zudem sah kaum einer der Chinesen chinesisch aus, eher wie der Restaurantbesitzer meines Lieblingstürken um die Ecke.

...und im Arm.
Flausen im Kopf...

Am meisten bewunderte ich jedoch die Art und Weise, wie Han Chinesen und Uyghuren in dieser Ecke Chinas zusammen lebten. 
Zwar hört man immer wieder von Konflikten und gerade als wir in der westlichsten Provinz Chinas waren, kam es laut Medien zu blutigen Unruhen, jedoch bekamen wir von all dem wenig mit, außer, dass man bewaffnete Soldaten der chinesischen Regierung patrouillieren sah. 
Im alltäglichen Leben verhielten sich sämtliche Chinesen äußerst sozial und kollegial, sie übersetzen einander von Chinesisch auf die Sprache der Uyghuren und zurueck, lachten miteinander, auch wenn sie sich manchmal mit Haenden und Füßen verständigen mussten. 
Kein böses Wort fiel, kein Streit.
Davon kann sich Deutschland mal eine Scheibe abschneiden...

Unsere Reise brachte uns bis nach Ürümqi, der Stadt, die weiter vom Meer entfernt liegt als jede andere Stadt der Welt, einem der neuesten Standorte eines VW Werkes und der Hassstadt meines Vaters.
Hier trennten sich Friedrichs und meine Wege, für ihn ging es zurück in die Heimat, während es für mich erst so richtig losging.

Gerne waere ich noch laenger geblieben, noch weiter in den Westen gereist, doch was mich in Tibet und Nepal erwartete, sollte meine Träume noch übersteigen...

Urumqi.
Further away from the sea
than any other city in the world.
Urumqi at night.
Aber dazu demnächst.
Küsse, die nie weiter entfernt vom Meer sein werden, Cherry.

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